Die Heim Euro 2024 startet in wenigen Tagen.
Bereit für die EHF Euro 2024
«Ich bin realistisch, ich kenne meine Rolle im Team»: Nora Snedkerud will an ihrer ersten EM vor allem lernen
Am Freitag startet die Handball-Europameisterschaft der Frauen. Nora Snedkerud, 19-jährige frühere Juniorin des HC Dietikon-Urdorf, ist erstmals mit dem A-Nationalteam an einem grossen Turnier dabei.
Die Titelkämpfe starten für die Schweizerinnen zwar erst am Freitag, aber Nora Snedkerud hat bereits einige intensive Tage hinter sich. Am Montag, 18. November, rückte die Kreisläuferin ins EM-Camp der Schweizer Nati in Schaffhausen ein. Vier Tage lang wurde trainiert, am vergangenen Wochenende standen die beiden letzten Vorbereitungspartien gegen Island auf dem Programm. Dann genossen Spielerinnen und Staff zwei freie Tage, ehe sich das Team diesen Dienstag in Pratteln erneut traf. Snedkerud war in der ganzen Vorbereitungszeit zweigleisig unterwegs, Handballspielen und Lernen waren angesagt.
Grund: Am Montag musste die KV-Absolventin Zwischenprüfungen für die Berufsmatur ablegen. «Alles ist so weit okay, danke der Nachfrage», meldet die im aargauischen Widen mit ihren Eltern lebende Snedkerud. Dort, im knapp 4000 Einwohner zählenden Dorf auf dem Mutschellen, arbeitet sie in einem Teilzeitpensum bei der Gemeindeverwaltung. Ihr Arbeitgeber muss seit letzter Woche allerdings auf die junge Sportlerin verzichten, momentan lebt Nora Snedkerud als Handball-Profi.
Das erste Spiel stellt bereits die Weichen
Womit wir beim Thema wären. Snedkerud, bei den Spono Eagles aus Nottwil in der höchsten nationalen Liga unter Vertrag, steigt mit der Schweizer Nationalmannschaft an diesem Freitag in die Heim-Europameisterschaft. In der Basler St. Jakobshalle steht mit dem Spiel gegen die Färöer die erste von drei Vorrundenpartien an. «Das wir schon ein erster Härtetest für uns», blickt Snedkerud voraus.
Laut der Kreisläuferin wird sich die Schweiz mit den Färöer und Kroatien um Rang zwei in der Gruppe duellieren, welcher neben dem Gruppensieg den Einzug in die Hauptrunde bedeuten würde.
Der amtierende Europameister und aktuelle WM-Dritte Dänemark, das vierte Team in der «Schweizer Gruppe», sei normalerweise ausser Reichweite, sagt Snedkerud. Allerdings darf man sagen, dass die Schweiz im Flow ist wie noch nie. Fünfmal in Serie hat die Nati zuletzt gewonnen. So etwas habe es in der 50-jährigen Geschichte des Spitzenhandballs in der Schweiz noch gar nie gegeben, meldet der Verband Swiss Handball auf seiner Website.
Bislang spielte Snedkerud mit viel Erfolg in den Nachwuchs-Nationalteams, nun ist sie bei den Erwachsenen angekommen. Der 1,82 Meter grossen Kreisläuferin ist bewusst, dass sie momentan noch hintenanstehen muss. «Ich bin realistisch, ich kenne meine Rolle im Team», sagt sie.
Ein Vorbeikommen an der aktuellen Nummer 1 am Kreis, der 21-jährigen Tabea Schmid, ist momentan bestenfalls Wunschdenken. Schmid spielt als Profi in Kopenhagen und war in den beiden abschliessenden siegreichen Testspielen gegen Island kaum zu stoppen; sie erzielte total 18 Tore. Trotz ihres jungen Alters ist Schmid eine der ganz grossen Stützen der Schweizer Nati.
Drei Spiele an fünf Tagen – und dann ab nach Wien?
Der EM-Spielplan hat es in sich. Die Färöer am Freitag, Dänemark am Sonntag und dann das womöglich entscheidende Duell mit Kroatien am kommenden Dienstag. «Es werden intensive Tage. Aber dafür leben wir Handballerinnen ja», erklärt Snedkerud. Gelingt der Schweiz der Coup und sie klassiert sich in ihrer Gruppe tatsächlich auf Rang zwei, gehen die Titelkämpfe in Wien weiter. Die Schweiz ist zusammen mit Österreich und Ungarn Co-Ausrichter der ersten EM, an welcher 24 Nationen teilnehmen.
Dauern wird die Europameisterschaft bis 15. Dezember. Dann findet in der 12’000 Zuschauer fassenden Wiener Stadthalle der Final statt. So lange wird die Schweiz aller Voraussicht nach nicht im Turnier bleiben. Ein Vorstoss in die Hauptrunde wäre bereits ein grosser Erfolg für die Eidgenossinnen.
Und was müsste geschehen, damit Nora Snedkerud Mitte Dezember vor einer für sie persönlich erfolgreich verlaufenen EM berichten könnte? «Ich hoffe natürlich, dass unser Team möglichst lange dabeibleibt. Und für mich hoffe ich, dass ich auf ein paar Einsatzminuten komme.» In erster Linie stehe für sie Lernen auf hohem internationalen Niveau auf dem Programm.
Am Support der Fans soll es jedenfalls nicht scheitern. Wie man hört, sind für die Spiele der Schweizerinnen in Basel nur noch wenige Tickets erhältlich. Am kommenden Sonntag fährt zudem eine Fan-Delegation des Juniorenklubs von Snedkerud, also des HC Dietikon-Urdorf, in einem Car aus dem Limmattal zum Spiel gegen Dänemark. «Wenn ich dann auf den Rängen bekannte Gesichter sehe, wird das Ganze noch einmal spezieller für mich», freut sich Snedkerud.
